eku – ZUKUNFTSPREIS 2024
In diesem Jahr prämiert das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL) 249 Beiträge von Unternehmen, Wissenschaftseinrichtungen, Kommunen sowie von zivilgesellschaftlichen Akteuren mit dem »eku – Zukunftspreis für Energie, Klima, Umwelt 2024«.
Bewerbungen waren online im Zeitraum 27. Februar bis 17. April 2024 möglich. Das Preisgeld in Höhe von über 1 Millionen Euro wird in den beiden Kategorien »eku idee« für Projektideen und »eku erfolg« für abgeschlossene Vorhaben vergeben. Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden aus insgesamt 359 Einreichungen in einem mehrstufigen Bewertungsverfahren ausgewählt.
Die zehn am besten bewerteten Idee-Projekte (Top Ten) wurden persönlich vor der Fach-Jury präsentiert und einem Ranking unterzogen. Neben dem Preisgeld erhalten die Preistragenden eine Urkunde sowie eine Einladung zum Vernetzungstreffen im Mai 2025.
Top-Ten-Projekte in der Säule »eku idee«
Smart Textiles Hub GmbH
In einer Welt, die zunehmend nach nachhaltigen und umweltfreundlichen Lösungen sucht, stellt die Smart Textiles Hub GmbH (STH) mit dem Projekt »HydroCotton« eine vielversprechende Initiative vor. Ziel ist es, eine Versuchsanlage zu entwickeln, die den Anbau von Baumwollpflanzen mittels Hydroponik ermöglicht – einer Methode, bei der herkömmliche Erdkulturen durch nährstoffreiche Wasserlösungen ersetzt werden. Dieser Ansatz verspricht, den Wasserverbrauch erheblich zu reduzieren, die Abhängigkeit von klimatischen Bedingungen zu minimieren und den Einsatz von Chemikalien zu verringern. Durch gezielte Experimente sollen die besten Baumwollsorten für den hydroponischen Anbau identifiziert werden. Im Erfolgsfall plant Smart Textiles Hub den Aufbau einer größeren Anlage zur Produktion nachhaltig angebauter Baumwollfasern. Damit wird die sächsische Textilindustrie einen großen Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft machen. Zudem handelt es sich um eine Demokratisierung von Rohstoffen.
Bildungswerk für nachhaltige Entwicklung e. V.
Wir möchten lokale Wertstoff-Kreisläufe im Baubereich wiederbeleben und neu entdecken. Das 2021 mit einem eku-Zukunftspreis prämierte Projekt »Naturbau-Campus« ist ein Experimentierfeld für regionale Produkte im Baubereich und eine Anlaufstelle für ein Netzwerk aus nachhaltiger Produktion, Handwerk und für Aus- und Weiterbildung. Gemeinsam werden neue Einsatzfelder gefunden, kreislauffähige Produkte entwickelt, Vertriebswege auf den Weg gebracht und dabei die Potenziale der Region aufgezeigt.
Als ein spannender Baustein hat sich hierbei das Thema Schafwolle herausgestellt. Für eine zielgerichtete Erarbeitung der Möglichkeiten und Potenziale benötigt es eine weitreichende Untersuchung der bauphysikalischen Eigenschaft sowie der ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen. Erkenntnisse aus der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der HTWK Leipzig und dem Versuchsgut Köllitsch werden in die Praxis übersetzt und wichtige Akteure zusammengebracht.
FiberFlow
Das Fundament einer Kreislaufwirtschaft bilden diejenigen Rohstoffe, die es vom Ende ihres Lebens wieder an den Anfang schaffen. Ziel des Projektes »Die Revolution in der Textilwirtschaft« ist die Bereitstellung von sortenreinen Textilfasern als Sekundärrohstoffe für anschließende Recyclingprozesse. So findet Textilabfall tatsächlich den Weg zurück in die Textilbranche. FiberFlow schließt damit die Lücke zwischen Textilabfall und den bereits entwickelten und zukünftig folgenden Fiber-to-Fiber-Verfahren. Erstmals wird eine mechanische Trennung von Textilgemischen ermöglicht. Die Sprunginnovation soll der Verbrennung und Deponierung von Textilien und den umweltschädlichen Folgen dieser Praktiken entgegenwirken, wodurch unser aller Zukunft lebensfreundlicher gestaltet wird. Um diese Vision zu realisieren, möchte FiberFlow einen Prototyp aufbauen, der den Proof-of-Concept liefert, damit das Verfahren großskalig anwendbar wird.
TU Chemnitz, Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung, FB Biopolymere und Naturfaserverbunde
Im Projekt sollen Bändchen und Multifilamentgarne aus Biokunststoffen entwickelt werden, die unter spezifischen Einsatzbedingungen in einer Vegetationsperiode aerob biologisch abbauen. Das Ziel ist, bioabbaubare Gewebe und Netze für die Landwirtschaft und Verpackungsbranche (z. B. Planen, Weihnachtsbaumnetze) herstellen zu können.
Aktuell werden belastbare textile Kunststoffprodukte in der Agrar- und Forstwirtschaft auf Erdölbasis bekannt. Besonders bedenklich ist der Mikroplastikeintrag in den Boden durch landwirtschaftliche Aktivitäten, was die Bodenvitalität beeinträchtigt. Die Nachfrage nach biobasierten abbaubaren Alternativen ist hoch, jedoch fehlen bisher geeignete Produkte im Markt.
Um diese robusten, aber abbaubaren Bändchen und Produkte zu generieren, ist hier eine iterative Material- und Prozessentwicklung in Kombination mit der Halbzeuggestaltung geplant. Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Verarbeitbarkeit und Zugfestigkeit des Materials.
TRID Systems
Unser Produkt ermöglicht den Einsatzkräften das Verwenden autonomer Drohnenschwärme zum schnellen Erkennen von Waldbränden und derer kontinuierlicher Überwachung. Es können qualitative Information schnell, verlässlich und übersichtlich auf einer zentralen Plattform dargestellt und verwertet werden. Gleichzeitig wird der Umgang mit Drohnen massiv vereinfacht und alle Flugprozesse vollständig autonomisiert, was eine massive Entlastung der Einsatzkräfte ermöglicht. Die aufbereiteten Echtzeitdaten ermöglichen eine bessere Entscheidung, was eine gezieltere Bekämpfung von Waldbränden ermöglicht.
Elb-Ferment UG
Das Projekt konzentriert sich auf die Produktion und Vermarktung eines regionalen, verbandszertifizierten Bio-Haferdrinks im Standard-Mehrweggebinde.
Ziel ist es, eine Lücke auf dem Markt zu schließen, indem Elb-Ferment ein hochwertiges Produkt anbietet, das den wachsenden Bedarf an gesunden, nachhaltigen Milchalternativen deckt. Die wachsende Bedeutung von Hafer in Ernährung und Landwirtschaft unterstreicht zudem die Relevanz des Projektes. Bisher gibt es keinen frischen regionalen Haferdrink im Mehrweggebinde in und um Dresden, erst recht nicht in Bio-Qualität oder mit Verbandszertifizierung. Durch die Zusammenarbeit mit der Lerchenbergmühle und der Ölmühle Moog (Bio Planète) sowie dem lokalen Vertrieb, schließt sich Elb-Ferment regionalen Wertschöpfungsketten an.
Es erfolgt erst die Produktentwicklung im Labormaßstab und Entwicklung eines effizienten Herstellungsprozesses mit Qualitätskontrolle, anschließend die Skalierung der Produktionskapazität und die Vermarktung.
Herzensbäckerei Pegenau
Nachdem wir in den letzten 5 Jahren in Pegenau, einem Ortsteil von Klipphausen, eine Bäckerei aufgebaut haben, in der ausschließlich Getreide verarbeitet wird, welches in der Gemeinde nach biologischen Standarts angebaut wurde, möchten wir in Zukunft noch einen Schritt weitergehen. Unsere Bäckerei ist weit über die Gemeindegrenze bekannt und beliebt. Um den Kundenkreis zu erweitern, werden wir eine zweite Backstube errichten. Dafür haben wir uns ein Objekt in Meissen gesucht.
Unser Ziel in Zukunft ist es, den Kunden neben den Backwaren auch den Zugang zu anderen regional, möglichst biologisch erzeugten Produkten zu ermöglichen. Erzeuger aus der nächsten Umgebung sollen die Möglichkeit bekommen, ihre Produkte zu präsentieren und zu verkaufen, sowie in Veranstaltungen den Kontakt zu den Kunden bekommen. Wir sehen uns dabei als Bindeglied zwischen regionalen Erzeugern und interessierten Menschen. Weiterhin befördern wir damit ein aktives Netzwerk aus regionalen Erzeugern.
Holzbau Kretschmar
Das Reallabor für zukünftig nutzbare Holzkonstruktionen »RealLab FTC - Future Timber Construction« ist ein leimfreier Massivholzbau, welcher sich auf einer Grundfläche von 100 m² über 2 Etagen erstreckt. Die Massivholzwände werden schichtweise mechanisch verdübelt, ohne jegliche Verwendung von Klebstoffen. Bei inhomogener Bauweise wird der ressourcenschonende Einsatz von heimischen Hölzern unter dem Label »Holz von Hier«, sowie die regionale Wertschöpfung gefördert. Im Gebäude befinden sich neben einem Living Lab, welches zugleich realen Forschungszwecken dient, weiterhin Labore, Forschungsräume und Räumlichkeiten für die Verwaltung. Forschungen werden in den Disziplinen Baumechanik/Baudynamik, Bauphysik, Sozialökonomie sowie zu Nachhaltigkeitsaspekten betrieben. Die Realisierung ist in sechs Etappen untergliedert. Neben Grundstückserwerb, Planung, Bau, Forschung, Auswertung, Veröffentlichung und Transferieren der Ergebnisse wird sich der Durchführungszeitraum in Phase 1 über etwa 4 Jahre erstrecken.
Bund für Umwelt und Naturschutz Sachsen e. V.
Das Projekt DIMMBAR (= Dunkelheit In Sachsens Metropolregionen Mittels Bildungs- und Netzwerk-ARbeit) befasst sich mit dem Schutz der nächtlichen Dunkelheit in Sachsen und agiert damit an der Schnittstelle zwischen Arten- und Landschaftsschutz, Energieeinsparung sowie mittelbar CO2-Einsparung. Der natürliche Tag- und Nacht-Rhythmus ist der Pulsgeber für einen Großteil der Lebewesen. Durch die einfache Verfügbarkeit, Rebound-Effekte bei Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen von Leuchtmitteln, den Bedürfnissen nach Komfort und Sicherheit, Nicht-Wissen und viele weitere Faktoren nimmt künstliche Beleuchtung und deren Helligkeit immer weiter zu. Auswertungen von Satellitendaten zeigen: Jährlich steigt die Helligkeit künstlicher Beleuchtung global um 2%, auch Sachsen ist keine Ausnahme. Die wichtigen Funktionen natürlicher Dunkelheit für Tiere, Pflanzen und den Menschen gehen verloren.
Das Projekt befindet sich in der Konzeptionsphase. Eine Realisierung ist ab 2025 geplant.
Der BUND Dresden erhielt 2023 einen eku-Zukunftspreis für sein Schwammstadt-Projekt. Eine Projektkurzvorstellung gibt es als Video-Clip.
pre•matter – Textile Studio for Sustainable Design
Das Projekt »From waste to function« richtet den Fokus auf die regionale und zirkuläre Verarbeitung von textilen Abfällen aus Wolle. Konkret werden Sekundärrohstoffe aus der Textilindustrie in einen neuen Kreislauf überführt. Da es sich hierbei um wertvolle Rohstoffe handelt, ist ein sinnvoller Umgang notwendig. Um dies zu erreichen, werden die Abfälle in funktionale Textilien umgewandelt. In der Herstellung wird der gesamte Lebenszyklus betrachtet und im Sinne des Design for Recycling agiert. Das Recyclingtextil findet Anwendung im Interior Design. Die Vision besteht darin, den Rohstoff Wolle in Form hochwertiger Produkte effektiv zu nutzen und Umweltauswirkungen der Textilindustrie zu reduzieren.
pre•matter – Textile Studio for Sustainable Design erhielt im Jahr 2023 einen eku-Zukunftspreis. Eine Kurzvorstellung des Projekts gibt es als Film-Clip.